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...lieber Leser. Ich hoffe, dass Sie hier die eine oder andere für Sie unbekannte und interessante Betrachtungsweise vorfinden werden. Diskussionen zu den Themen sind sehr erwünscht. Meine Blogeinträge können als Grundlage für solche dienen. Viel Spaß.

Freitag, 19. Februar 2010

Der Tod und das Paradoxon der Ewigkeit

Ein weiteres sich geradezu aufdrängendes Tabuthema in unserer Gesellschaft ist der Tod. Als scheinbar allgegenwärtiges Phänomen wird er von den Lebenden verdrängt und ignoriert, denn die Menschen haben Angst davor, sich mit dem sicheren Ende ihrer Existenz auseinanderzusetzen.
Inspiriert durch die Religionen glauben die meisten Menschen an ein Leben nach dem Tod. Gerne wird hier von einer paradiesischen Ewigkeit gesprochen, in der kein Leid mehr herrscht und keiner mehr von der Bedrohung der Not betroffen ist, welcher Art auch immer. Ich zeige nun, dass diese Jenseitsvorstellung einen logischen Fehler impliziert, ein Paradoxon.

Ewiges Leben stellt nichts rein Positives dar. Denn Ewigkeit bedeutet für mich gewissermaßen eine Form von Gefangenschaft, und zwar Gefangenschaft im Leben. Zudem versinnbildlicht die Ewigkeit auch eine Gefangenschaft in der Gefühlsmonotonie eines vermeintlich fortwährend glücklichen Lebens. Denn um Glück zu empfinden, ist Abwechslung und damit Leid notwendig, welches im Paradies der Religionen keinen Platz findet.
Leid ist ein notwendiger Bestandteil unseres Lebens. Jedes Glück, sei es noch sie unabhängig von äußeren Umständen, verwandelt sich nach gewisser Zeit in eine als selbstverständlich betrachtete Gegebenheit des Lebens. Dies liegt tief verborgen in der Psychologie des Menschen: Dass man den Wert einer Sache oftmals erst zu schätzen weiß, wenn man sie mal verloren hat. Dass Bedürfnisse erst im Rahmen eines leidvollen Weges zur ungestillen Basis gelangen müssen, um das Glücksempfinden bei der Stillung wahrnehmen zu können.

Die Ewigkeit schließt genau jene Dinge per definitionem aus, die dem Menschen das höchste Maß an Glück bringen. Nämlich Dinge, die gleichsam auch ein enormes Leidpotential bergen.

Ich bin ein materialistischer Monist und denke daher nicht, dass der Mensch in irgendeiner Form nach dem Sterben seines Körpers weiterhin existieren wird. Dieses Nichts macht vielen Menschen grundlos Angst. Ein "Nichts", das keinerlei Empfindungen mit sich bringt, braucht man nicht zu fürchten. Man denkt ja auch nicht mit grauenhaftem Schaudern an die Zeit vor seiner Geburt zurück.

In den kommenden Beiträgen werde ich dieses Thema im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlich-philosophischen Fragen intensiver behandeln.

Dienstag, 16. Februar 2010

Homosexualität, eine Krankheit?

Immer öfter werden Gesetzesänderungen für homosexuelle Paare und für ihre Beziehung besprochen. Insbesondere handelt es sich um Heiratserlaubnis und um Rechte bezüglich der Adoption von Kindern.

Homosexuelle haben es gewiss nicht leicht. Zuerst müssen sie oftmals jahrelang mit dem Geheimnis leben, mit dieser selbsternannten Schande und mit der Bürde, die sie grundlos zu tragen haben. Nach dem Outing ändert sich die Situation oftmals nicht; alle befürchteten Übel treten nun ins Tageslicht, die soziale Abweisung ist riesengroß, denn sie gründet sich auf der Angst der Menschen; genau auf der Angst, die immer dann ein starkes Auftreten hat, wenn Wissen über eine Sache fehlt. Darauf, tatsächlich mal jemanden kennen und lieben zu lernen, darf der Homosexuelle gar nicht hoffen. Er ist schon froh, wenn man ihn einfach in Ruhe lässt.

Insbesondere von der Kirche geht in dieser Hinsicht ein klarer Trend gegen die Homosexualität aus. Sie sei verwerflich, würde das Bild der kleinbürgerlichen und frommen Familie zerstören und im Gegensatz zur Natur stehen. Dass es auch unter Tieren zu durchaus oftmaligem gleichgeschlechtlichen Verkehr kommen kann, wird unter den Tisch gefegt.
Bei Homosexualität soll es sich zudem um eine Krankheit handeln, um eine anomale Einstellung, die sich gegen das Leben richtet. Begründet wird diese Ansicht damit, dass Schwule und Lesben offenbar "therapiert" und "behandelt" werden können, so dass sie sich zum jeweils anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Nur, weil man etwas ändern oder umkehren kann, bedeutet das aber noch lange nicht, dass von einer Krankheit die Rede ist. Ich bin sicher, dass durch dieselben fragwürdigen Methoden, mit denen anscheinend Homosexualität ausradiert werden kann, auch ein Heterosexueller stark beeinflusst werden könnte.

Findet man trotz all dieser Schwierigkeiten einen festen Partner mit gleicher sexueller Gesinnung, steht man in den meisten Ländern der Welt irgendwann vor dem Problem, nicht heiraten zu dürfen.
Wer meinen letzten Blogeintrag gelesen hat, wird nun wissen, wie ich zu dieser Frage stehe. Für mich gibt es keine einzige vernünftige Erklärung, die Homosexuellen das Recht auf die Ehe absprechen würde. Keine einzige. Es ist gegen die Regeln der Kirche und gegen die Vorstellungen der sittlichen Familie, aber das wars. Und so etwas dürfen keine Gründe sein, um zwei Menschen von ihrem Glück abzuhalten und um ihnen diesen festen Bund zu verweigern.
Ich bin allgemein sehr contra Ehe eingestellt, aber wer meint, diesen Fehler machen zu müssen, soll auch die Möglichkeit dafür haben.

Die Adoptionsfrage ist schon schwieriger zu klären, hier gibt es auf beiden Seiten überzeugende Argumente.
Einerseits sind zwei Eltern des gleichen Geschlechts natürlich auch mit Schwierigkeiten für das Kind verbunden, von den sozialen Problemen ganz zu schweigen. Es fehlt wie bei Alleinerziehenden die Mutter- bzw. die Vaterfigur, ein unersetzlicher Faktor jeder guten Erziehung.
Andererseits scheint mir eine Jugend bei zwei Menschen, die sich mit Liebe und Hingabe um einen sorgen, sicherlich um einiges besser, als eine Jugend im Heim und eine Jugend ohne jegliche tatsächliche und emotionale Bezugsperson. Deshalb bin ich grundsätzlich für ein Gesetz, das die Erlaubnis zur Adoption gewähren würde. Bei solchen Fragen darf allerdings auch nie aus den Augen verloren werden, dass jeder Fall individuell und unterschiedlich ist. Das bleibt zu berücksichtigen.

Sonntag, 14. Februar 2010

Moralische Werte - eine notwendige oder eine freiheitsberaubende Erfindung des Menschen?

Oftmals heißt es, dass ein Großteil des Verhaltens eines Menschen von seiner Erziehung abhängt. In der Kindeszeit ist man lernfähiger und mehr an Autoritätspersonen orientiert, und genau in dieser Zeit soll der intensivste Teil der guten Erziehung auch stattfinden. Das beinhaltet das Wissen über den Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen Richtig und Falsch, aber auch gewisse Benimmregeln, die im gesellschaftlichen Zusammenleben eine große Rolle spielen und eingehalten werden müssen.

Das, was wir unter Moral und Sitte verstehen, ist eine festgelegte Richtlinie, ein erlerntes und anerzogenes Konstrukt, das vom Menschen entwickelt wurde, um einen friedlichen, freundlichen und sicheren Umgang zu gewährleisten. Dieses System zu hinterfragen, entspräche deshalb bereits einem Verstoß gegen die "gute Sitte". Ich werde es dennoch tun.

Ich habe mir im Laufe der Zeit meine eigene Moral gebildet. Sie hat deutliche und auch wichtige Parallelen zur Sittlichkeit der Gesellschaft. Es gibt allerdings gewisse Dinge, die ich mache (oder nicht mehr mache), da ich dahinter keinen Sinn entdecken kann. Ich denke nicht, dass ich Beispiele nennen muss, um das zu verdeutlichen. Wir kennen diese Situationen alle. Auf Wunsch kann ich dies gerne in den Kommentaren nachholen.
Das Argument "Das gehört sich halt so." taugt nichts. Es muss eine vernünftige Begründung für Handlungen geben, ansonsten distanziere ich mich teilweise bewusst davon. Ich sehe es als Einschränkung meiner persönlichen Freiheit, Dinge tun zu müssen, nur weil jeder sie für richtig hält, während gleichzeitig keiner weiß, wieso.

Ich richte mich danach aus, ob meine unmoralische Handlung tatsächlich irgendjemandem in meiner Umgebung Schaden zufügt, ausgenommen der Ärger darüber, dass ich eben gegen ein allgemeingültiges moralisches Gesetz verstoßen habe. Der Ärger kann in dieser Frage nicht als Schaden zählen, da er gar nicht vorhanden wäre, würde es diese moralische Regel nicht geben.

Moral ist zweifellos notwendig, ja. Manchen Menschen muss auch explizit gesagt werden, was sie tun und lassen dürfen, um auf andere Menschen keinen negativen Einfluss jeder Art auszuüben. Für einige erklärt sich dies eben nicht von selbst.

Und ja, in sehr vielen Fällen ist Moral einfach überflüssig. Nämlich genau dort, wo sie einer Gewohnheit entspringt, einem unschönen und veralterten Brauch; also einer Sitte, die Menschen zu einem Verhalten zwingt, das jeglicher vernünftigen Grundlage entbehrt, die Regeln für das soziale Zusammenleben aber haben müssen.

Freitag, 12. Februar 2010

Religion - Philosophie des Volkes

Ein heutzutage immer unwichtigeres Element unserer Kultur ist die Religion. Sie kann mit Recht als dogmatisches Glaubenssystem, als vorgefertigtes Weltbild betrachtet werden, das dem Nachwuchs bereits im Kindesalter angelernt wird, um einer allzu kritischen Hinterfragung vorzubeugen, der diese unfundierte Weltanschauung niemals standhalten könnte.

Die Religion ist ein notwendiges Übel in dieser Welt.
Notwendig, weil Menschen grundsätzlich in ihrer natürlichen Neugierde die Antworten auf existentielle Fragen dieser Erde suchen und ihnen durch die Religion leicht verständliche "Wahrheiten" gegeben werden können. Während der Philosoph durch harte Arbeit seine eigene Weltanschauung aufbaut und auch wieder einreißt, wird den meisten Menschen eben die Religion als Heilbringer geboten, die sie in ihrer Naivität zufriedenstellt.
Ein Übel, weil sie oftmals der Grund für die unaufgeklärte Haltung unserer Gesellschaft ist. Meist verlernt der Mensch durch ihr schon im Kindesalter das eigenständige Denken. Ein Übel, weil sie wichtigen Fortschritt hemmt und weil sie auch Ursache für so manchen kriegerischen Konflikt und für viele Verfolgungen und Menschenhetze der Vergangenheit dargestellt hat. Dinge unter dem Banner Gottes zu tun, das erlaubt einem eben Narrenfreiheit.

Der Fundamentalismus; die Ansicht, unter tausenden Religionen und philosophischen Schulen der einen anzugehören, deren Weltbild völlig der Wahrheit entspricht. Gepaart ist diese grenzenlose Ignoranz oftmals mit aggressivem Verhalten denen gegenüber, die einer anderen Glaubensrichtung angehören. Die Wahrheit kann eine sehr gefährliche Sache sein, insbesonders dann, wenn sie vom Menschen stammt.

Ich möchte hier die Religion nicht völlig verteufeln. Sie ist zweifellos ein wichtiger Bestandteil der Kindererziehung, wenn es um moralische und ethische Fragen geht. Hier kann sie oftmals - wenn auch nicht immer - ein ebenfalls dogmatisches System bieten, nach dem sich Kinder ausrichten können, um angemessenen sozialen Umgang zu erlernen. Dafür braucht es allerdings die Religion als Ganzes nicht.

Wofür man die Religion braucht, habe ich bereits beschrieben. Nicht jeder möchte ein Philosoph sein, und ja: Es ist ja auch harte Arbeit.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Rassismus kann man lernen

Der Mensch trachtet schon seit jeher nach gesellschaftlichem Zusammenleben und nach Gemeinschaft. Das Überleben fällt leichter, wenn man Teil eines sozialen Systems ist, in dem jeder seine Aufgabe zu erfüllen hat, die dem Wohl aller dient. Es entstehen Bräuche und Sitten, Kultur, Religion und Moral. Die Zugehörigkeit zu einer größeren Gruppe vermittelt das Gefühl der Stärke und Geborgenheit. Jene, die sich dem System nicht vollständig fügen, werden durch den Zusammenhalt der anderen ausgeschlossen. In dieser einfachen Erläuterung eines grundsätzlichen Verhaltens der Menschen liegt die Problematik des Rassismus verborgen.

Patriotismus: Der Stolz auf das eigene Land. Eine neue Mode unserer Jugend, ein vereinendes Geschwür zur therapieartigen Kompensation der fehlenden Selbstachtung. Schopenhauer würde sich im Grab umdrehen, wenn er sehen könnte, dass es so vielen jungen Menschen an einer Persönlichkeit mangelt, dass sie sich deshalb an einer alltäglichen Gegebenheit orientieren, die mit ihrer Person und ihrem Stolz nichtmal ansatzweise irgendetwas zu tun hat. Ich verweise hierzu auf meinen ersten Beitrag in diesem Blog.
Nationalismus ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Vielmehr werde ich mein Land in jeder Hinsicht kritisieren, da sich nur so die Lebensqualität verbessern kann. Wer sich einem verblendeten Nationalismus hingibt, ist das eigentliche Gift für das Objekt seines Stolzes.

Wenn sich diese fanatische Selbstliebe zu Hass und Herabwürdigung anderer Kulturkreise steigert, wird von Rassismus gesprochen. Gepanzert mit erlernten und stets falschen Vorurteilen, die unter dem Deckmantel einer angeblich differenzierten und aufgeschlossenen Betrachtungsweise getarnt werden, weist der Rassist ständig auf die Fehler des antagonistischen Volkes hin und betont dabei die eigene Superiorität. Der schädliche Einfluss soll aufgehalten werden, die Globalisierung wird verflucht und Multikulturelles wird auf die niedrigste Ebene herabgewürdigt. Im besten Fall bleibt nach endlosen Hasstiraden die einzige vernünftige Erkenntnis "Leben und leben lassen." Dies ist aber durchaus selten.

Jeder Mensch ist anders und individuell, und jeder Mensch sollte dementsprechend behandelt werden, aber immer in Anbetracht der Tatsache, dass er ein Mensch ist. Das verbietet jede Schubladisierung und Diskriminierung, jede Herabwürdigung ohne spezifischen Anlass. Der Stereotyp, der alle Menschen beschreiben soll, die einem Staat zugehörig sind, ist dann falsch, wenn er auch nur in einem Fall nicht zutrifft. Also immer.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Menschheit groben globalen Problemen gegenübersteht, die täglich in ihrer Intensität zu wachsen scheinen, sollten wir daran denken, unser engstirniges kategorisches Nationaldenken zu vergessen und uns darauf besinnen, dass es die durch Migration ach so geschädigten Kulturen der einzelnen Staaten bald nicht mehr geben wird, wenn wir nicht endlich als Menschheit der Erde handeln.

Dienstag, 9. Februar 2010

Jugend - Wenn Weltschmerz und Ohnmacht überhand nehmen

Viele Jugendliche trinken zuviel, rauchen zuviel, nehmen illegale Drogen, sind fettleibig, depressiv und suizidal; so zumindest heißt es in den Medien. Manch böse Zungen mögen behaupten, dass hier ganz eindeutig der Spaß der Gegenwart im Vordergrund steht und junge Menschen keine Gedanken an die Zukunft verschwenden. Ich möchten Ihnen erklären, wieso ich nicht dieser Meinung bin.

Man wird, wenn man ein wenig über die Gesellschaft der Antike Bescheid weiß, schnell herausfinden, dass die ältere Generation sich schon vor Jahrtausenden wegen der ungehobelten Jugend ärgern musste. Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, sich in diesem Alter der Autorität zu widersetzen und eine revolutionäre Grundeinstellung zu entwickeln. Dieser Prozess spielt für die Entstehung einer individuellen Persönlichkeit auch eine wichtige Rolle.
Doch irgendetwas scheint heute anders zu sein. In den Köpfen der Jugend sitzt ein tiefer Schmerz, eine quälende Enttäuschung. Täglich werden sie mit einer Informationsflut bombardiert, die ihnen den Eindruck vermittelt, dass es kein Morgen mehr geben wird. Hungersnöte, die rapide ansteigende Anzahl an Umweltkatastrophen, der Klimawandel. Sie befinden sich in der Lage des Neugeborenen, das ohne Schwimmflügel in kaltes Wasser geworfen wird. Ihr bevorstehendes Leben scheint voll von Schwierigkeiten zu sein, die die letzten Generationen sich nichtmal ausmalen konnten. Das immense Leid auf dieser Erde; ein Problem, für die die Jugend genau dort eine Lösung finden muss, wo es keine gibt.

Das Gefühl der Ohnmacht nimmt zu, denn selbst dem strengsten Optimisten wird nach der Erlangung seiner Reife bewusst werden, dass er die erforderliche Leistung nicht erbringen kann. Der Druck wird zu groß, und während aus Kindern Erwachsene werden, die durch ihre meisterhafte Prokrastination die Lage nurnoch verschlimmern, ist die nächste Generation schon im Anmarsch.

Montag, 8. Februar 2010

Krankheiten der Psyche - eine verschwiegene Tödlichkeit, eine tödliche Verschwiegenheit

"Ich habe Depressionen, mein einziges Trostmittel ist der Gedanke an den Suizid."

Bewiesenermaßen leiden sehr viele Menschen unter dieser oftmals tödlich endenden Volkskrankheit. Dennoch haben Sie, meine geehrten Leser, diese Worte der Verzweiflung vermutlich noch nie gehört.
Psychische Krankheiten werden in unserer Gesellschaft bewusst tabuisiert. Der Kontakt mit Gestörten wird vermieden, denn diese Menschen befinden sich außerhalb der Norm, ihr Verhalten kann oftmals nicht verstanden oder wenigstens nachvollzogen werden. Viele Leute glauben zu wissen, dass Geisteskranke unzurechnungsfähige und unvernünftige Menschen sind, die an ihrem Leiden selbst die Schuld tragen und nicht gewillt sind, die Leistung zu erbringen, die von ihnen erwartet wird. Wer aufgrund seiner Probleme den Psychiater konsultiert, tut dies deshalb - wenn überhaupt - geheim und mit einem quälenden Gefühl der Scham.

Die Psychosomatik zeigt uns, wie eng der Körper mit der Seele verbunden ist. Oftmals kann die Grenze zwischen physischer und psychischer Erkrankung nicht klar gezogen werden. Man könnte fast glauben, dass es sich um ein und dieselbe Sache handelt...

Die Depression kann aus einer körperlichen Erkrankung entstehen und körperliche Symptome zur Folge haben. Auch für Suchtkrankheiten gibt es physische Faktoren, die die Prädisposition steigern. Dennoch werden Alkoholiker und Depressive von ihrem sozialen Umfeld abgestoßen und erhalten aus dieser Zurückweisung oftmals den Impuls, der sie noch weiter in die Krankheit treibt. Diese Ablehnung führt schlussendlich in vielen Fällen zur Selbsttötung.

Psychisch Kranke haben in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft einen furchtbaren Stellenwert. Und ja, liebe Leser, diese mittelalterliche Ansicht tötet Menschen. Wer heutzutage damit hausieren geht, dass er ein "Gstörter" is oder sich in einer Behandlung befindet, kann seine Ehre und seine Anerkennung vergessen. Ein Suizid, der auf das Konto dieser zurückgebliebenen Einstellung geht, ist ein verschenktes Leben.

Jeder kann eine psychische Krankheit entwickeln. Oftmals sind es Menschen, denen man ihr Leid nicht ansieht, die gelernt haben, ihre kreisenden Gedanken zu verbergen. Oftmals sind es Menschen, die keinen einzigen Schicksalsschlag erlitten haben, deren Leben in den Augen anderer durchaus toll zu laufen scheint. Oftmals sind es Menschen, die sogar ziemlich erfolgreich, berühmt und/oder sehr intelligent sind, vielleicht nicht zuletzt deswegen, weil sie sich mit ihrer Arbeit von der ewigen Leid- und Schmerzspirale ablenken.

Solange psychische Krankheiten in der Gesellschaft den Status eines groben persönlichen Charakterfehlers haben, werden die meisten von ihnen daran zugrunde gehen und sterben.

Sonntag, 7. Februar 2010

Kirchenskandale - Wenn Gott zum Teufel wird

Das Ansehen der katholischen Kirche wurde in den letzten Jahren sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Traurige Skandalmeldungen und verschiedenste Äußerungen aus oberen Etagen der Kirchenhierarchie, bei denen jeder vernünftige Mensch nur den Kopf schütteln kann, sorgen immer wieder für ein großes mediales Interesse. Auch in den letzten Tagen konnte man gleich mehrere Artikel in den Zeitungen lesen, die ein aufklärendes Licht auf die Vorkommnisse und Anschauungen in den Reihen der Diener Gottes werfen.

Hierzu möchte ich auf den Standard verweisen, der in meinen Augen eine sehr neutrale und sogar weitgehendst objektive Berichterstattung betreibt:
Kindesmissbrauch
Aussage von Wagner

Kindesmissbrauch scheint nicht nur ein Vorurteil, ein typisches Klischee zu sein. Das Zölibat ist möglicherweise Ursache dafür, dass Priester vermehrt sexuelle Präferenzen zu Kindern zu entwickeln. Ein Priester soll von Liebe predigen, doch selbst darf er sie nicht erfahren. Diese ewige, unnatürliche und rational nicht nachvollziehbare Abstinenz führt zur Pädophilie im Sinne einer ausgeprägten psychischen Krankheit. Hier muss dringend etwas geschehen, denn das Zölibat ist nur eines der vielen in der heutigen Gesellschaft nicht mehr tragbaren und unhaltbar konservativen Überbleibsel der Kirche.

Die Aussage von Wagner bringt mich in jeder Hinsicht zum Nachdenken. Sehr bedenklich, dass dieser Geistliche es auch nur für möglich hält, dass der Gott seines Glaubens und seiner Vorstellung einen Massenmord von grauenhaftem Ausmaß begehen würde, um einige wenige Menschen unter den Opfern für einen abweichenden Glauben zu bestrafen. Wagner glaubt an einen Gott des Zornes, der Rachsucht, des Hasses. Jemand mit solchen moralischen Werten soll über mich richten? Würde eine göttliche Entität in dieser Form tatsächlich existieren, ich würde nach meinem Tod freiwillig in die Hölle gehen.
Die Ursache für solch schreckliche Geschehnisse liegen nicht in der Erfüllung eines höheren Ziels, dieses Grauen hat keinen Zweck, wird nicht vom Schicksal bestimmt. Kein noch so unergründlicher Plan und kein schlussendliches Ziel der Menschheit kann Erklärung für den Tod von kleinen Kindern sein, für das Leiden so vieler Menschen. In was für einer Welt würde wir leben, wenn dem doch so wäre?

Facebook und Co. - Eine Verlockung, viele Gefahren

Hallo, geschätzter Leser.

Nachdem ich jahrelang Erfahrung mit den sozialen Netzwerken des Internets gesammelt habe, bin ich natürlich unlängst auch auf Facebook gestoßen. Die Vorteile, die positiven Seiten und die vielfältigen Möglichkeiten dieser Plattform sind offensichtlich und werden von den meisten Nutzern auch in einem manchmal schon bedenklichem Ausmaß wahrgenommen. Die Gefahr, unnötig viele Informationen von sich preiszugeben, wird hierbei natürlich leicht unterschätzt. Facebook kann bei falschem Verhalten durchaus zur Datenfalle werden, die sich auf das alltägliche Leben des unvorsichtigen Nutzers auswirkt.

Ein meiner Ansicht nach viel interessanteres Phänomen sind in diesem Zusammenhang die sogenannten "Gruppen" oder "Fanseiten". Die meisten davon scheinen mit dem Ziel gegründet worden zu sein, eine möglichst große Anzahl an Mitgliedern zu gewinnen. Interessanterweise gelingt dies meiner Erfahrung nach besser, wenn die Idee hinter der Gruppe vor Sinnlosigkeit strotzt und jeglicher interessanten Substanz entbehrt. Der Titel muss prägnant sein und ebendies nur noch verdeutlichen: "Hier vertrittst du nichts, bekennst dich zu keiner Meinung, denn dieser Gruppe liegt kein Thema zugrunde, zu dem du dir eine Meinung bilden müsstest."
Wie leicht man Menschen zu Dingen animieren kann, sie für etwas begeistern kann, wenn sie dadurch nur keine Position einnehmen müssen, durch die sie angreifbar werden würden. Dazu kommt das Gefühl der persönlichen Stärke und Sicherheit, wenn man durch die hohe Mitgliederanzahl der Gruppe in seinem Verhalten bestätigt wird und mehrere Personen die eigenen sinnentleerten Aussagen mit einem "Gefällt mir" bewerten, als würden sie dir auf die Schulter klopfen.

Dies kann man natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, und du, lieber Leser, wirst mich im Moment vielleicht einen Zyniker nennen. Doch das oben beschriebene Phänomen wird dann gefährlich, wenn diese einfache Möglichkeit, Menschen für eine gewisse Sache zu begeistern und sie zu gruppieren, für die Verbreitung einer Ideologie ausgenutzt wird. Hier möchte ich ein Beispiel anführen. Es gibt einige Gruppen, die für eine starke patriotische und nationalistische Haltung eintreten. Der Gründer sucht nach beitrittswilligen Personen und fordert diese dann auf, ebenfalls weitere Einladungen zu verschicken, damit die Gruppe durch die hohe Anzahl an Mitgliedern auffällt und an Relevanz gewinnt. Gleichsam wird von verschiedensten Personen rechtes bis rechtsextremes Gedankengut verbreitet und die Bilder der Gruppe bestehen hauptsächlich aus jenen Symbolen und Zeichen, die zwar nicht als illegal gelten, dennoch mit der nationalsozialistischen Szene oder mit der Neonazi-Szene assoziiert werden können. Und siehe da: 5000 Mitglieder. Eines ist klar: Nicht jeder davon wird sich mit diesem Gedankengut identifizieren, das innerhalb der Gruppe gezielt, durchaus auch subtil und mit viel Köpfchen, und vermutlich auch mit System verbreitet wird.

Trotzdem treten sie bei. Sie treten bei, da Patriotismus heutzutage eine Pflicht zu sein scheint. Man soll stolz auf sein Land sein. Ist das per definitionem überhaupt möglich? Wie soll ich stolz auf das Land sein, wenn ich nichts dazu beigetragen habe, dass es zu diesem Staat geworden ist? Ich lebe zufällig in Österreich, ich habe dieses Privileg durch einen glücklichen Zufall erworben. Darauf brauch ich nicht stolz sein, jeder Mensch hätte dies ebenfalls verdient, und ich habe Mitleid mit jenen, die es schlechter getroffen haben.

Und ja, dennoch treten sie bei. Es ist ein unverzeihlicher Fehler, seinem Land gegenüber nicht solidarisch zu sein. Wer es kritisiert, sein wahres Gesicht offenbart und alle Fehler und Dinge, die in eine falsche Richtung laufen, öffentlich darlegt, hat mit unangenehmen Konsequenzen zu rechnen. Unser hoher Lebensstandard ist offenbar Grund genug, um jene freien Geister damit mundtot zu machen.

Sie treten bei, und wissen nicht, was sie da tun, schauen auch nie wieder vorbei. Dass die Gruppe den rechten Rand runtergehüpft ist, dass dort mit Freuden jeder ausländerfeindlichen Aussage mit virtuellem Beifall nickend zugestimmt wird, das würde die meisten Mitglieder der Gruppe wohl sehr überraschen.

Facebook setzt an ganz wesentlichen Punkten unseres Verhaltens an, soziale Bestätigung und Anerkennung ist beispielsweise ein Ziel, nach dem wir dieses Verhalten ausrichten. Nie ist es leichter gewesen, mit diesem Mittel so viele Menschen in kurzer Zeit unter einem oftmals leider sehr trügerischen Banner zu vereinen.