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...lieber Leser. Ich hoffe, dass Sie hier die eine oder andere für Sie unbekannte und interessante Betrachtungsweise vorfinden werden. Diskussionen zu den Themen sind sehr erwünscht. Meine Blogeinträge können als Grundlage für solche dienen. Viel Spaß.

Freitag, 19. Februar 2010

Der Tod und das Paradoxon der Ewigkeit

Ein weiteres sich geradezu aufdrängendes Tabuthema in unserer Gesellschaft ist der Tod. Als scheinbar allgegenwärtiges Phänomen wird er von den Lebenden verdrängt und ignoriert, denn die Menschen haben Angst davor, sich mit dem sicheren Ende ihrer Existenz auseinanderzusetzen.
Inspiriert durch die Religionen glauben die meisten Menschen an ein Leben nach dem Tod. Gerne wird hier von einer paradiesischen Ewigkeit gesprochen, in der kein Leid mehr herrscht und keiner mehr von der Bedrohung der Not betroffen ist, welcher Art auch immer. Ich zeige nun, dass diese Jenseitsvorstellung einen logischen Fehler impliziert, ein Paradoxon.

Ewiges Leben stellt nichts rein Positives dar. Denn Ewigkeit bedeutet für mich gewissermaßen eine Form von Gefangenschaft, und zwar Gefangenschaft im Leben. Zudem versinnbildlicht die Ewigkeit auch eine Gefangenschaft in der Gefühlsmonotonie eines vermeintlich fortwährend glücklichen Lebens. Denn um Glück zu empfinden, ist Abwechslung und damit Leid notwendig, welches im Paradies der Religionen keinen Platz findet.
Leid ist ein notwendiger Bestandteil unseres Lebens. Jedes Glück, sei es noch sie unabhängig von äußeren Umständen, verwandelt sich nach gewisser Zeit in eine als selbstverständlich betrachtete Gegebenheit des Lebens. Dies liegt tief verborgen in der Psychologie des Menschen: Dass man den Wert einer Sache oftmals erst zu schätzen weiß, wenn man sie mal verloren hat. Dass Bedürfnisse erst im Rahmen eines leidvollen Weges zur ungestillen Basis gelangen müssen, um das Glücksempfinden bei der Stillung wahrnehmen zu können.

Die Ewigkeit schließt genau jene Dinge per definitionem aus, die dem Menschen das höchste Maß an Glück bringen. Nämlich Dinge, die gleichsam auch ein enormes Leidpotential bergen.

Ich bin ein materialistischer Monist und denke daher nicht, dass der Mensch in irgendeiner Form nach dem Sterben seines Körpers weiterhin existieren wird. Dieses Nichts macht vielen Menschen grundlos Angst. Ein "Nichts", das keinerlei Empfindungen mit sich bringt, braucht man nicht zu fürchten. Man denkt ja auch nicht mit grauenhaftem Schaudern an die Zeit vor seiner Geburt zurück.

In den kommenden Beiträgen werde ich dieses Thema im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlich-philosophischen Fragen intensiver behandeln.

9 Kommentare:

  1. "Ein "Nichts, das keinerlei Empfindungen mit sich bringt, braucht man nicht zu fürchten. Mand denkt ja auch nicht mit grauenhaftem Schaudern an die Zeit vor seiner Geburt zurück."

    Lol, weltklasse Argument.^^
    Aber ich denke, dass die meisten das weniger fürchten, als eher enttäuschend finden, weil das dann alles war und nichts mehr kommt, es scheint dann einfach unkomplett zu sein, ein Leben scheint so wenig.
    Ich nehme zumindest an, dass das der Hauptbeweggrund ist.
    Außerdem muss man sich auch überlegen: Fürchtet man den Tod - oder viel eher den Vorgang des Sterbens an sich, der ja kaum je angenehm ist...?

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  2. Wenn ich davon ausgehe, dass diese Jahre das einzige sind, dass wir tatsächlich haben, werde ich sie automatisch viel aufmerksamer erleben.

    Auch die Angst, dass mein Leben unkomplett sein wird, is nicht wirklich gerechtfertigt. Im Nichts kann ich nicht mehr über mein Leben urteilen, und am Ende meines Lebens kann ich nur über eben dieses urteilen und das, was es gewesen ist. Nicht aber über das, was es sein könnte. Ich zitiere hier frei nach Epikur: "Mit dem Tod habe ich nichts am Hut. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht."

    Der Vorgang des Sterbens andererseits kann natürlich einen berechtigten Grund für Furcht darstellen. Abhängig von den Umständen wird es ein schneller und ruhiger oder langer und qualvoller Prozess sein. Eines ist aber gewiss: Auch er hat ein Ende.
    Wird man sich bewusst, dass das ganze Leben leidvoll ist, braucht man sich vor dem Sterben nicht großartig zu ängstigen.

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  3. Kommt aber auf die Art und Intensität des Leides an, und wenn du eines gewaltsamen Todes stirbst, dann wird das wohl kaum eine Erfahrung sein, wie du sie eh schon aus deinem Leben kennst...
    Was das Unkomplett-Sein betrifft: Klar kannst du im Tod nicht mehr darüber urteilen. Aber wenn du dem Tode nahe bist meistens schon, und ich glaube kaum, dass viele Leute gerne enttäuscht auf ihr Leben zurückblicken wollen...

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  4. "Aber wenn du dem Tode nahe bist meistens schon, und ich glaube kaum, dass viele Leute gerne enttäuscht auf ihr Leben zurückblicken wollen..."
    Siehe: "(...), und am Ende meines Lebens kann ich nur über eben dieses urteilen und das, was es gewesen ist. Nicht aber über das, was es sein könnte."

    Wer seine Existenz zu etwas machen möchte, das sie vermutlich niemals sein wird, ja, der is wirklich zu bemitleiden; aber irgendwie halt auch selbst schuld.

    Wie grauenhaft das Sterben nun ist, ist von so vielen Faktoren abhängig, dass es grundlegend unvernünftig ist, sich davor zu fürchten. Es ist ein gewisses zukünftiges Ereignis mit ungewisser Beschaffenheit, und hier gilt wieder mal der bekannte Satz: "Kein Übel ist so groß, wie die Angst davor."

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  5. Aber genau das ist es, vor dem fast alle Angst haben: Die Ungewissheit...^^

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  6. Das wird schon stimmen. Die Angst vor ungewissen zukünftigen Ereignissen ist aber unbegründet und irrational, darauf will ich hinaus.

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  7. Interessante Ansicht und vielleicht auch eine Möglichkeit, meine Frage hierzu zu stellen, die ich schon lange in meinem Kopf habe.
    Wie ist es überhaupt möglich, sich vor etwas zu fürchten, das man nicht kennt? Für mich ist das ein Widerspruch.
    Es klang in der bisherigen Diskussion an, dass man vor dem Sterben Angst haben kann, weil die Möglichkeit besteht, dass es allzu qualvoll wird (und der Fantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt), aber vor etwas, das niemand kennt und keiner je wird dokumentieren können, wieso hat man dann Angst davor?
    Die Antwort auf diese Frage würde mich sehr interessieren.
    Was vielleicht ein weiterer Ansatz ist: wie der Tod im Privaten und im Öffentlichen, siehe vor allem Medien wie Fernsehen, gehandhabt wird. Schaut man sich mal durch diverse Serien und Filme, könnte man meinen, dass gar nicht genug Leute mit dem (gewaltsamen) Sterben nachkommen, aber sobald z.B. ein Mensch in der Anonymität eines Hochhauses verstirbt und es erst nach zwei Wochen bemerkt wird, ist das Entsetzen wieder groß...
    So, hoffe, dass es keine allzu verwirrenden Gedanken zu dieser späten Stund' sind.
    Würde mich über einen Austausch diesbezüglich sehr freuen.

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  8. Grüß dich.
    Vielleicht wäre es gut, wenn du näher erklären würdest, wieso in dieser Frage für dich ein Widerspruch besteht.

    Angst ist eine Empfindung, die besonders durch unsere Vorstellung von zukünftigen Ereignissen genährt wird. Es spielt keine Rolle, dass Zukunft eigentlich niemals wirklich gewiss ist, wir sie also nie sicher kennen können. In unserer Vorstellung existieren die schlimmsten Szenarien, selbst jene, die gar nicht eintreffen werden.

    Das erklärt, wieso jemand Angst vor seinem ersten Vorstellungsgespräch hat, obwohl er noch nie wirklich in eine derartige Situation gekommen ist. Das erklärt, wieso jemand Angst vorm Krieg hat, obwohl er noch nie in einem kämpfen musste. Die Angst wird von unserer Vorstellung erzeugt.

    Im Übrigen geb ich dir Recht. Die Menschen haben verlernt, richtig mit dem Tod umzugehen. Einerseits sind sie ihm schon fast überdrüssig, da sie durch die ständige Konfrontation mehr oder weniger abgestumpft wurden. Andererseits wir der Tod einer berühmten Persönlichkeit zum wichtigsten Thema der Weltöffentlichkeit erhoben. Das widert mich so an. Täglich sterben tausende Menschen auf dieser Erde, deren Tod eigentlich nicht hätte sein müssen, und niemand interessiert sich nen Scheißdreck dafür. Wenn aber irgendein Musiker zuviel Koks oder H erwischt, weint die ganze Welt Bäche aus Tränen. Eine tolle Moral ist das.

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  9. So, da ich dir nun seit mittlerweile einem Jahr eine Antwort schuldig bin:

    Meine Erklärung möchte ich an dein Beispiel mit dem Vorstellungsgespräch anknüpfen.
    Wenn ich also mein erstes Vorstellungsgespräch habe, habe ich zwar selber noch keine Erfahrung damit, jedoch konnte mir mein Umfeld sicherlich schildern, wie so etwas abläuft.
    Es gibt haufenweise Ratgeber, Sendungen, Interviews, Literatur nur darüber, wie man sich am besten präsentiert, wie man sich verhalten sollte, wie man sprechen sollte, welche Haltung was signalisiert etc. von daher ist es mir in diesem gewissen Rahmen möglich mir ein Bild über den Ablauf zu machen, ich kann mich vorbereiten und mich auf so ein Gespräch einstimmen.
    Zum eigentlichen Thema: ich weiß nicht, ob ich es mir damit zu leicht mache, wenn ich die vorwiegend christliche Prägung, die dieses Thema, bezogen auf den europäischen Raum, erfährt, weglasse – jedenfalls das Totsein an sich, was hat man da für Anhaltspunkte?
    Wenn ich vor etwas Angst habe, das impliziert bereits die Formulierung „vor etwas“, ist eine bestimmte Vorstellung daran geknüpft. Eine Erwartung. Dies stelle ich mir jedoch für das Totsein unmöglich vor, kein Lebender wird sich je ein Bild darüber machen können, wie es ist tot zu sein, was es im Endeffekt bedeutet. Und wenn man schließlich tot ist, was geschieht dann?
    An dieser Stelle wäre es wirklich interessant, wenn man sich in Bezug auf das Sterben/ Totsein, in Tiere einfühlen könnte, welche nicht wie Menschen einem kulturellen Einfluss unterliegen. Wie empfinden sie wohl diesen Vorgang?
    In diesem Zusammenhang finde ich es widersprüchlich überhaupt eine Verbindung zum Totsein sein zu haben – egal ob nun positiv oder negativ besetzt.

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